Synapsen bzw. die Synapsenbildung ist für den späteren IQ ausschlaggebend
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Die Schaltkreise in unserem Gehirn sind nach derzeitigen Stand der Wissenschaft bzw. Gehirnforschung für das Verarbeiten von Informationen zuständig.
Was für unsere Kleinen für das spätere Leben von unschätzbarem Wert ist, ist eine frühzeitig gute Vernetzung im Gehirn.
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Auch zu dieser Überlegung sollte der Gedankengang ganz am Anfang beginnen.
Nach der Vereinigung von Sperma und Eizelle beginnt ein neues Leben, das zwar noch unmittelbar von seinem Umfeld (Gebärmutter) abhängig ist, aber dennoch schon eine für sich selbst gesteuerte „Zellenbündelung“ ist.
Schon am fünften bis sechsten Tag verflachen sich die Zellen, wobei die mit Flüssigkeit gefüllten Hohlräume mehr und mehr zusammenfließen, so dass sich die Morula zur Blastozyste entwickelt, einem flüssigkeitsgefüllten Keimbläschen.
In diesem Blastozystenstadium sind es zwei Zelltypen, die sich abgrenzen lassen. Eine äußere Zellschicht, der Trophoblast, aus dem sich später der Dottersack, die Plazenta und die Nabelschnur bilden. Die andere zentralliegende Zellschicht wird als Embryoblast (die innere Zellmasse) bezeichnet, aus dem der Embryo hervorgeht. Diese Zellen sind unbegrenzt vermehrungsfähig und aus ihnen können alle ca. 210 Zelltypen des Menschen entstehen, diese werden als pluripotent bezeichnet und heißen Embryoblasten.
Eine massive Neuordnung der Zellen beginnt ab dem sechsten Tag nach der Befruchtung, da nistet sich die Blastozyste in die Gebärmutterschleimhaut ein. Nun ist die Möglichkeit geboten, die innere Zellmasse sehr schnell zu einer Keimscheibe zu teilen. Diese besteht aus drei Zellschichten, dem Ektoderm, Mesoderm und Entoderm, weshalb sie auch dreikeimblättrig bezeichnet wird.
Ab der dritten Woche nach der Empfängnis beginnt schon die erste größere Organstruktur, diese wird auch sichtbar, es ist das Nervensystem. Um die Steuerung zu perfektionieren bildet sich nach 22 Tagen schon die erste Gehirnzelle. Wenn die dünne Zellschicht des Ektoderms in dem entwickelnden Embryo eine Art Origami-Trick vollführt, beginnt sich das Gehirn zu entwickeln.
Es faltet sich das Ektoderm in mehreren Schritten einwärts zu einem flüssigkeitsgefüllten Zylinder, der als Neuralrohr bezeichnet wird und dieser ist der direkte Vorläufer von Gehirn und Rückenmark.
Nun schließt sich das Neuralrohr und die Vermehrung der Zellen, die das Gehirn und Rückenmark in einer Serie enger Schritte selbst zusammen bauen, beginnt mit erstaunlicher Rate von 250.000 pro Minute. Das „fertige“ Gehirn einer erwachsenen Person besteht aus mehr als 100 Milliarden Nervenzellen und diese müssen nun mal alle gebildet werden. Zu den Synapsen, die erst die Vernetzung und die umfangreiche Denkfähigkeit ermöglichen, kommen wir später.
Zurück zu dieser großen Aktion: Es folgen mehrere Teilungszyklen, die sie nun zu differenzierten, d. h. spezialisierten Zellen machen, und so als Vorläufer der Nervenzellen zu ihrem Bestimmungsort wandern, dies geschieht durch molekulare Anweisungen entlang an Pfaden, die von speziellen Gliazellen gebildet werden, die dann ein Teil der Gehirns werden. Die Milliarden von Zellen, die Neuronen genannt, die Teil der Großhirnrinde werden, sind dabei in der Entwicklung etwas verzögert.
Die „Verkabelung“ kann man sich folgendermaßen vorstellen: Es entsteht zunächst eine Verdickung am vorderen Teil des Neuralrohrs, wo sich drei Hirnbläschen bilden. Aus diesen entwickeln sich die zukünftigen Gehirnabschnitte a) Vorder- (Groß- und Zwischenhirn), b) Mittel- und Rautenhirn (Brücke, Kleinhirn, verlängertes Mark). Der hintere Teil des Neuralrohrs wird zum Rückenmark. Auch aus den Neuralwülsten wandern Zellen aus, die beiderseits des Neuralrohrs je einen Zellstrang bilden. Das periphere Nervengewebe, d. h. alle außerhalb vom Gehirn und Rückenmark liegenden nervösen Strukturen, geht hieraus hervor.
Und es geht munter weiter mit dem heutigen Wissensstand
Schon in dieser Entwicklungsphase wirkt das Verhalten der Mutter in die gesamte Entwicklung des werdenden Lebens mit ein. Besonders wirkt sich ungünstiges Essverhalten, Alkohol, Nikotin, Umweltgifte und auch Infektionen der Mutter nachhaltig auf die Gehirnentwicklung, die wie eine Uhrwerk-Präzision abläuft, ungünstig aus. So werden die Entstehungen spätere Erkrankungen wie Autismus, Schizophrenie, Geisteskrankheiten und einige Formen der Epilepsie in diesem fehlgeschlagenen Entwicklungsstadium vermutet.
Bis zum sechsten Fetalmonat ist das Gehirn oberflächlich weitgehend noch glatt. Doch je weiter die Wanderung der Neuronen voranschreitet, desto mehr Windungen und Furchen bilden sich auf der Großhirnrinde. Das ineinander gefaltete Gehirn bekommt hierdurch die notwendig stark vergrößerte Oberfläche. Nun können hierdurch die meisten Nervenzellen ihre gewünschte Position erreichen, so dass alle wichtigen Gehirnstrukturen ausgebildet werden.
Da nun die Gehirnstruktur mit der Migration der Neuronen genügend zum Abschluss gebracht wird, folgt ein gewaltiger Entwicklungsabschnitt: die Synaptogenese
Zur Kommunikation bedarf es der Verbindung (Verschaltung) der Neuronen untereinander. Hierzu ist das Wachstum der Axone und die Bildung der Synapsen zur Informationsübertragung unumgänglich. Bei dieser Synaptogenese werden eine Fülle neuer Dendriten gebildet, so dass der Cortex immer dicker und die Nervenzellen untereinander eine immer besserwerdende und funktionstüchtigere Verschaltung entstehen lässt. Zahllose Synapsen mit Zielneuronen (bis zu 15.000 pro Neuron) sind der Entpunkt dieser Wanderung. Die Natur arbeitet gerne mit Überschuss, wie auch hier bei der Gehirnreife, den sie dann kontinuierlich bis in das Jugendalter wieder abbaut.
Im Gehirn muss absolute Ordnung herrschen, für diese „Sortierung“ der Funktionsaufnahmen ist die Myelinisierung der jeweiligen Gehirnregion zuständig. Die Ausbildung der Myelinscheide ist daher eine weitere wichtige Entwicklung im frühkindlichen Gehirnwachstum, die erst kurz vor der Geburt einsetzt und bis ins zweite Lebensjahr reicht. Doch vorher, in der Mitte der Schwangerschaft beginnt, um die Oberfläche zu vergrößern, schon die Furchung der Gehirnrinde, so wie im Darm durch die Darmzotten (vergrößerte Oberfläche) auch die Aufnahme der Nahrungsbestandteile verbessert wird.
Dieses beim Baby angelegte Grundgerüst der Gehirnmasse ermöglicht dem Baby durch die ca. 100 Milliarden Neuronen die Grundfunktionen der Sinne, es kann als Neugeborenes, wenn auch nur schemenhaft, sehen, hören und auf Berührung reagieren. Es ist zwar das Grundgerüst der Nervenzellen vorhanden, die aber noch wenig vernetzt und noch nicht voll ausgebildet sind. Denn das Volumen bzw. Gewicht des Gehirnes bei einem Neugeborenen entspricht einem ca. Drei- bis Dreieinhalbfache von dem eines Erwachsenen.
Der Herzschlag, die Atmung und die weiteren Vitalfunktionen sind bereits im Hirnstamm fertig angelegt und „verschaltet“. Andere neuronale Verschaltungen sind zwar auch schon angelegt, aber bedürfen noch einer besseren Vernetzung, daher auch noch der unsichere Griff eines Babys nach einem Gegenstand. Doch es reicht für das Baby, um die grundlegenden Gefühle wie Hunger, Angst und Gefühle zu zeigen. In dieser Lernphase laufen weitere Verschaltungen nicht mehr automatisch ab, sie bedürfen der äußeren Reizung die aus einer Flut motorischer und sensorischer „Experimente“ besteht, und sich durch diesen kontinuierlichen Zufluss von Engrammen sich verfeinern. Für den Lernprozess und die Gedächtnisfunktion sind die Nervenzellen des Hippocampus von großer Bedeutung.
Nach der Geburt beginnt für die ersten Jahre das Gehirn bemerkenswerte Veränderungen. Es ist wie eine biologische Ausgelassenheit, die Milliarden neue Verbindungen zwischen den Neuronen herstellt, um sie möglicherweise später schon zur Verfügung zu haben. Im Alter um die zwei Jahre bilden sich zweimal mehr Synapsen und daher verbraucht das Gehirn in diesem Wachstumsabschnitt auch zweimal mehr Energie als es später dann bei Erwachsenen benötigt. Sehr bemerkenswert ist auch, dass zwischen der Geburt und der Adoleszenz die Erregungsleitung um das 16fache zunimmt. Sicherlich liegt der Grund darin, dass die Leitungsbahnen immer besser werden (wie bei direkter Verkabelung). Wie wichtig die Stimulierung des Gehirnes ist, zeigen Beobachtungen zwischen Kindern, die wenig spielen und berührt werden, und deren Altersgenossen, die viel Zuwendung bekommen und viel spielen. Bei Letzteren ist das Gehirnvolumen um 20 bis 30 % größer.
Der Beobachtung, dass eine aktiv erlebte Umwelt besonders bei Kindern das Gehirn und dessen Funktion zum Besseren verändert, stimmen nun auch Wissenschaftler zu. Sie beobachteten, dass neuronale Aktivitäten immer eine biochemische Kaskade auslösen, deren Endpunkt der Kern der Zelle und somit die DNS ist, welche die spezifischen Gene codiert. Es sind zwei dieser Gene, die mit Lernen und Gedächtnis betroffen sind, und in Verbindung stehen, die gleichen, die auch bei Embryonen das Gehirn zu bilden, die Gleichen, die auch später beim Erwachsenen ermöglichen, neue Informationen zu bearbeiten und zu speichern.
Die große Lern- und Anpassungsfähigkeit wird durch ein Übermaß an Synapsenbildung möglich.
Die weitere Gehirnentwicklung wird durch Auslese gesteuert. Je nach Lebenswelt (Einwirkung des Umfeldes) werden relevante Synapsen aufgebaut und nicht benutzte eliminiert. Hieraus entsteht die Erkenntnis, dass die Umwelt – das in ihr Erlebte, Erfahrene, Aufgenommene und Erlernte – die Entwicklung des Gehirns zum Großteil bestimmt. Dieses skizzierte Verhalten setzt sich bis ans Lebensende fort und wird möglicherweise nur durch Verlust des Bewusstseins und/oder Senilität unterbrochen bzw. eingestellt.
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Wunderbar ist, dass eine Entwicklung, bis ans Lebensende möglich ist, ob zum Guten oder auch Schlechten, allerdings unter der Bedingung: Tag für Tag für (soweit es geht) positive Eindrücke zu sorgen. Denn eine bessere und zufriedenstellende Verschaltung durch die vermehrte Bildung von Synapsen kann nur durch einen regelmäßigen Informationsfluss bewirkt werden.